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Handwerk stärkt die ländlichen Räume

Das Handwerk sieht sich bei der Stabilisierung von ländlichen Räumen in der Verantwortung, regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen und die Nutzung und Verarbeitung regionaler Erzeugnisse zu unterstützen. "Die Wirtschaft einer Region profitiert davon genauso wie die Menschen, die dort leben", so Gerhard Schenk, Präsident des Deutschen Konditorenbundes und Beauftragter des ZDH-Präsidiums für ländliche Räume.

Deutlich wurde das zuletzt auf einer Diskussionsrunde auf der Berliner Grünen Woche unter dem Motto "Regionale Wertschöpfungsketen gemeinsam erschließen", an der neben Herrn Schenk wichtige Vertreter des Lebensmittelhandwerks und der Landwirtschaft teilnahmen, darunter Heinz-Werner Süss, Präsident des Deutschen Fleischer-Verbandes und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Lebensmittelhandwerk,  Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des ZDH sowie Bauernverbands-Vizepräsident Werner Hilse.

Angesichts eines veränderten Verbraucherverhaltens, einer zunehmenden Nachfragemacht des Handels sowie vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie Globalisierung und Digitalisierung wünschen sich Lebensmittelhandwerk und Landwirtschaft vor allem Wettbewerbsbedingungen auf Augenhöhe gegenüber dem Handel.

Bei gesetzlichen Vorgaben gilt: Weniger ist oftmals mehr. "Bürokratie darf schwerpunktmäßig regional tätiges Unternehmertum nicht einschränken", so Fleischerverbands-Präsident Heinz-Werner Süss. Ebenso unverzichtbar als Standortvoraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung der Betriebe in Handwerk und Landwirtschaft sind hochleistungsfähige Breitbandinfrastrukturen.

Handwerk und Landwirtschaft arbeiten dafür, dass die Betriebe des Lebensmittelhandwerks und Landwirte Anker und Botschafter der regionalen Wertschöpfung sind. Betriebsinhaber der Wirtschaftszweige leben und arbeiten in zumeist familiengeführten Betrieben vor Ort. Sie nutzen die vorhandenen wirtschaftlichen Strukturen und bauen neue auf.

Mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen essentiell

Ein Beispiel dafür ist die Bäckerei Richter aus Kubschütz (Sachsen), deren Aktivitäten auf "Zukunftsforum ländliche Entwicklung" der Grünen Woche vorgestellt wurden. Bäckermeister Stefan Richter initiierte in seiner Region Oberlausitz ein Kooperationsprojekt, in dessen Rahmen gemeinsam mit Partnern die ganze Wertschöpfungskette mit regionalen Erzeugnissen von der landwirtschaftlichen Produktion, über die handwerkliche Verarbeitung bis zur regionalen Vermarktung geschaffen wurde. Geworben wird dafür auch auf der Webpräsenz und in den sozialen Medienkanälen der Bäckerei.

Um solche positiven Beispiele zu verbreiten, brauchen Betriebe vor Ort von der Politik vor allem Unterstützung bei technischen Innovationen und der Netzwerkbildung. Die Betriebe sind dabei angewiesen auf handwerks- und mittelstandstaugliche Rahmenbedingungen. "Unterstützt werden müssen gerade kleinteilige Strukturen und handwerkliche Verarbeitung vom Anbau bis zum Verkauf an Endverbraucher. Nur so können ortsgebundene Wertschöpfungsprozesse initialisiert werden, die auch die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen vor Ort stabilisieren", so Bäckermeister Richter.

Förderprogramme für den ländlichen Raum öffnen

Für die bessere Vernetzung der beiden Wirtschaftsbereiche ist wichtig, dass Förderprogramme für den ländlichen Raum stärker geöffnet werden. So soll beispielsweise die "Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz" (GAK) künftig auch nichtlandwirtschaftliche Betriebe in die Förderung mit einbeziehen. Der ZDH fordert, dass diese Planungen schnell umgesetzt werden. Bereits jetzt fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit dem Bundesprogramm ländliche Entwicklung (BULE) unternehmerische Initiativen im ländlichen Raum. Als eins von zwei Leuchtturmprojekten wurden von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf der Grünen Woche der Verein "Genussregion Oberfranken" in Verbindung mit der Handwerkskammer für Oberfranken für das Projekt "Entwicklung der Marke Genusshaus in Oberfranken" ausgezeichnet.

Auf dem Zukunftsforum präsentierte die Bundesvereinigung der Regionalbewegungen zudem den "Bundespreis REGIOkommune", den der ZDH unterstützt. Mit innovativen Projekten zur Steigerung der Erzeugung, Verarbeitung und des Absatzes von regionalen Produkten und Dienstleistungen können sich Gemeinden, die mit Unternehmen und andere Akteuren zusammenarbeiten, für den Bundespreis bewerben. Der Bewerbungszeitraum ist der 1. Februar bis 15. Juni 2016.

Weitere Informationen zum "Bundespreis REGIOkommune": http://www.regionalbewegung.de/projekte/regio-kommune/

Mehr Information zur Marke Genusshaus in Oberfranken:
http://www.hwk-oberfranken.de/72,0,1820.html